Soooo, ich bin heil und wohlbehalten von
meiner roten Wuesten-Mission zurueckgekehrt :D
Das ganze ging am 1.11. morgens frueh um 6
schon los. In meiner Sorge, dass ich den Wecker nicht hoere und
verschlafe, bin ich nachts ungefaher 1 Million mal wach gewesen und
dachte jedes mal, es sei schon Zeit aufzustehen.. dabei waren wieder
nur 20 Minuten vergangen :D
Nachdem mich der Tourbus am Hostel
abgeholt hatte und noch weitere 17 Personen aufsammelte, ging die
6-stuendige Fahrt in die Wueste los. Alice Springs, der Ausgangspunkt
fuer diese Touren, liegt zwar bereits schon mitten im Nirgendwo, ist
aber immer noch weit vom Nationalpark entfernt.
Mittags kamen wir dann an unserer
ersten Station, dem Kings Canyon an.
Das ist, wie der Name schon sagt, ein riesiger Canyon aus rotem Stein
in der Wueste. Mittlerweile war die Temperatur auf 38°C angestiegen,
weil die Sonne am hoechsten stand. Trotzdem machten wir uns auf den
Weg, den Canyon hochzusteigen. Der steinige Felsweg ist sehr steil
und nimmt ungefaher 20 Minuten in Anspruch, weswegen er bei den Tour
Guides auch Heart Attack Hill
genannt
wird – weil hier jaehrlich Menschen an Erschoepfung, Dehydrierung
oder Herzversagen durch die Anstrengung unter ungewohnten
klimatischen Bedingungen sterben. Wir haben also schoen langsam
gemacht und mussten jeweils 3l Wasser mit uns fuehren. Die haben wir
auch dringend gebraucht! Nachdem wir oben waren, sind wir ca 2
Stunden lang am Abgrund entlang durch die Felslandschaft gewandert
und konnten die ganze Landschaft kilometerweit ueberblicken. In einer
kleineren Schlucht liegt der Garden
of Eden ,
der so heisst, weil dort ein Wasserloch entsteht, wenn es regnet.
Hier wachsen dann inmitten der kargen Felsen die unterschiedlichsten
Pflanzen. Das zieht dann auch Tiere an; ich habe ganz viele
Echsen und Voegel gesehen.
Im Wasserloch
konnten wir auch baden gehen, was bei der Hitze angenehm war.
Die ganze
Wanderung ueber hatte unser Guide Myles eine Wasserpistole dabei, mit
der er uns alle nassgemacht hat, man war durch die Sonne naemlich 5
Minuten spaeter wieder komplett trocken.
Nachdem
wir 3 Stunden lang gewandert und alle komplett fertig mit der Welt
waren, erreichten wir den Bus und sind zu unserer Schlafstaette fuer
die Nacht gefahren. Auf dem Weg dorthin sind ausnahmslos alle im Bus
eingeschlafen :D Das hat unser Guide genutzt, um eine Vollbremsung
hinzulegen und gleichzeitig die Tuer zuzuknallen. Dann hat er Oh
nooo, Kaenguruuuuuuu !! geschrien
und hat der voellig verdutzten Japanerin vor mir einen Lappen in die
Hand gedrueckt und gesagt, sie soll schnell das Blut von der Scheibe
abwischen gehen :D:D:D Nachdem alle gerafft hatten, dass es nur Spaß
war, waren dann auch alle wach und es ging ans Feuerholz sammeln fuer
das Lagerfeuer fuer die Nacht. Dabei haben wir einen riesigen Waran im Busch gesehen.
Als wir an
unserem Schlafplatz ankamen, war es schon dunkel. Es war einfach nur
eine Feuerstelle, die mit Steinen begrenzt war, rundherum roter Sand,
darum Buesche und ein paar Meter weiter ein Plumsklo. Wir waren also
mitten in der Wueste ohne Elektrizitaet, fliessendes Wasser und
Unterschlupf :D Angekommen, haben wir direkt mit dem
Gemueseschnippeln angefangen und wenig spaeter ueber dem Feuer Chili
con Carne gekocht. Dann haben wir uns alle ums Feuer gesetzt und
gegessen und erzaehlt.
Unsere
Gruppe bestand aus 18 Leuten, die alle aelter waren als ich. Die
meisten waren Mitte zwanzig, es waren aber auch 3 Paerchen dabei, die
30 und aelter waren. Von
Japanern ueber Koreaner bis Chinesen, Iren, Englaender, Deutsche,
Schweizer und Australier war alles dabei. Am lustigsten waren ein
leidenschaftlicher Italiener, wie er im Buche steht, der nur im
Napoli-Trikot rumgelaufen ist und ein waschechter Franzose. Beide
hatten den jeweils typischen Akzent, waren total witzig und haben uns
alle zum lachen gebracht :D
Unser Guide war noch sehr jung und hat auch den ganzen Tag nur
Quatsch mit uns gemacht. Trotzdem hat man gemerkt, dass er den Job
mit Leidenschaft macht, die Umgebung liebt und sich seiner
Verantwortung fuer das Wohl der Gruppe sehr bewusst ist. Er hat uns alle 5 Minuten gefragt, ob wir auch genug trinken und ob everyone alright ist :D
Als
alle fertig gegessen hatten, haben wir von ihm unsere swags
ausgeteilt
bekommen. Das sind Schlafsaecke aus robustem Material, die eine
duenne Matratze haben. Man kann sie komplett verschliessen und sie
halten sehr warm.
Mit
denen haben wir uns dann um die Glut herum gelegt und haben eine
Snake-Protection-Border
um
uns herum gezogen :D Diese Schlangenabwehrlinie ist aber einfach nur
eine mit dem Fuss gezogene Rille um den Schlafsack im Sand, weil
Schlangen es angeblich nicht moegen, ueber tiefe Furchen zu kriechen.
Ich wette, es war einfach nur der Plazebo-Effekt zur Beruhigung :D
Unter einem wunderschoenen Sternenhimmel haben wir den wilden Tieren
dann Gute Nacht gesagt und alle gehofft, dass sie uns fern bleiben :D
Am naechsten Morgen sind alle noch am Leben gewesen – es wurden nur
eine Katze, eine Maus und eine Millionen Ameisen gesichtet; sehr
unexotisch also :D - und wir haben gefruehstueckt.
Dann
ging es direkt Richtung Kata
Tjuta ,
was in der einheimischen Sprache viele
Huegel bedeutet.
Wie der Canyon befinden siich diese riesigen Felsen mitten in der
Wueste und liegen so dicht beieinander, dass man zwischen ihnen auf
Wegen hindurchwandern kann und auf die Taeler gucken kann.
Man kommt sich angesichts der
ueberdimensionalen roten Kieselsteine winzig klein vor.
Hier sind wir 2 Stunden lang gewandert und haben danach das
Kulturzentrum der Aboriginies besucht, das sich in der Naehe
befindet. Dort wird einheimische Kunst ausgestellt und man bekommt
einen Ueberblick ueber deren Ideologien, Kultur und Lebensweise. Hier durfte man aus Respekt keine Fotos machen.
Danach
ging es weiter zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man den
Sonnenuntergang beobachten kann, der die Farbe des
gegenueberliegenden Uluru,
dem
groessten Felsen der Welt, mit jedem Stand der Sonne veraendert.
Leider hatte es sich Abends aber so zugezogen, dass man die
verschiedenen Rottoene nicht so gut erkennen konnte.
Dafuer war der
Sonnenuntergang auf der anderen Seite umso besserr. Es war wirklich der schoenste Sonnenunterggang, den ich je gesehen habe! Waehrend die
Sonne unterging, haben wir zu Abend gegessen.
Diese
Nacht verbrachten wir dann auf einem Campingplatz mit fliessendem
Wasser und Toiletten. Nachdem sich alle unter die Dusche gestuerzt
haben, weil wir 2 Tage lang nicht geduscht hatten und mittlerweile
ueberall ueberall rot von der Erde waren, haben wir uns totmuede in
unsere swags
gekuschelt
und sind wieder unterm Sternenhimmel eingeschlafen :D
Morgens um 4:30 mussten wir dann schon wieder aufstehen, um den
Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Ohne Fruehstueck ging es im
stockdunklen direkt in den Bus zum gleichen Aussichtspunkt wie am
Abend zuvor. Diesmal ging die Sonne aber genau neben dem Uluru auf
und es war klarer Himmel. Zuerst hat man nur die Umrisse des Uluru
erkannt, die der Mond beleuchtet hat; dann fing es langsam an, zu
daemmern und es wurde immer heller, bis der Himmel rosa und leicht
hellblau wurde und schliesslich die Sonne ueber der Wuestenlandschaft
aufging – Ich wiederhole mich: Das sah sooooo toll aus! :D
Dabei haben wir gefruehstueckt und sind dann naeher an den riesigen
Felsen herangefahren, um den Wanderweg um ihn herum zu laufen.
Das war trotz der fruehen Uhrzeit ganz schoen anstrengend, weil sich
die Luft unglaublich schnell aufheizt. Und der Felsen ist wirklich
verdammt groß! :D Man hat das Gefuehl, dass der Weg garnicht mehr
aufhoert, weil man ewig drumherum laeuft und kein Ende sieht. Er ist
zwar verhaeltnismaessig nicht gaaanz so hoch, geht aber 6km (!!) tief
in die Erde und hat einen enormen Durchmesser. Deswegen ist er der
groesste Fels, der aus nur einem Stueck besteht. Alle anderen sind
aus mehreren Felsen geformt.
2 Stunden spaeter kamen wir dann am Busparkplatz an, wo Myles auf uns
gewartet hat. Von hier aus ging es wieder zurueck Richtung Alice
Springs.
Auf dem Weg haben wir an einem Kamel-Gnadenhof Halt gemacht. Der
Besitzer nimmt verwundete oder verwaiste Kamele, Kaengurus und
Papageien auf und peppelt sie auf. Zuerst habe ich mich gewundert,
was Kamele in Australien zu suchen haben, aber ich wurde aufgeklaert
:D Nach der Entdeckung Australiens wurden naemlich viele Kamele nach
Australien geschifft, um das heisse Inland zu erforschen und
auszubauen. Nachdem dann die ersten Autos die Kamele ersetzten,
wurden sie teilweise ausgewildert und vermehren sich bis heute stark,
weil sie das Klima gut vertragen.
Auf der Farm konnte man Kamel-Ritte machen; mir waren 7$ fuer 2
Minuten Gehoppel aber zu teuer :D Es war aber lustig, den Asiaten
dabei zuzugucken, wie sie quietschend auf dem Kamel auf und ab
gehoppelt sind – Ich hoffe, die armen Tierchen hoeren nicht so gut :D
Auf der weiteren Fahrt bis Alice Springs sind wieder alle
eingeschlafen und als wir ankamen und alle in unseren Hostels
abgesetzt wurden, haben wir uns fuer den Abend in einer Bar
verabredet, um gemeinsam zu essen.
Das haben wir dann auch gemacht und es wurde noch ein sehr lustiger
Abend :)
Den Nachhauseweg habe ich aber mit dem Taxi angetreten, weil man sich
in Alice Springs vor allem nach Sonnenuntergang nicht alleine
rumtreiben sollte. Alles ist so verlassen, weil keine Menschenseele
unterwegs ist, und an jeder Ecke sitzen und stehen obdachlose
betrunkene Aboriginies in Gruppen und beobachten dich.. Es kam hier
schon oft zu Uebergriffen und Alice zaehlt daher zur gefaehrlichsten
Stadt in Australien, was Kriminalitaet angeht. Ich habe mich schon
nachmittags auf dem Weg zum Supermarkt unwohl gefuehlt – und das
waren nur 3 Minuten Gehweg.
Es ist schon traurig, dass die Aboriginies in Australien so ein
schlechtes Image haben, weil sie in diese Rolle hereingedraengt
wurden, wenn man sich ihre Geschichte anguckt. Dafuer, dass sie jetzt
mittellos in dem Land sind, was ihnen einmal gehoert hat, und
deswegen groesstenteils in Armut leben, koennen sie ja nichts. Wenn
man an Ureinwohner denkt, hat man dann zu Unrecht immer ein negatives
Bild im Kopf. Fast alle von ihnen sind oft betrunken und sehr dick,
weil ihnen das Enzym fehlt, um den Zucker in unserem westlichen Essen
zu spalten. Das gleiche gilt fuer Alkohol. Myles meinte, dass sie an
einer extremen Form von Diabetes leiden, weil sie ihre Ernaehrung
zwangsweise an unsere angepasst haben.
Zurueck im Hostel bin ich totmuede ins Bett gefallen und am naechsten
morgen direkt zum Flughafen gefahren, um nach Sydney zu fliegen :)
Der Flug dauerte 2 Stunden und wie bereits auf dem Hinflug fliegt man
die ganze Zeit nur ueber rote Landschaft mit Bueschen und Felsen, wo
ausserdem kein Zeichen von Zivilisation zu erkennen ist.
Da hat man wieder deutlich gesehen: Das ganze Leben Australiens
spielt sich nur an der Kueste ab und in der Mitte ist gaaaarnichts :D
In Sydney angekommen, bin ich mit dem Bus zu meinem Hostel, welches
mitten im Zentrum liegt :) Mein Zimmer ist im 7ten Stock und ich kann
von meinem Bett aus direkt aus dem Fenster auf die
Haupt-Einkaufsstrasse und die Hochhaeuser schauen.
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Die Scheibe ist leider sehr dreckig und es war bewoelkt - sieht in Realitaet schoener aus! :D |
Im naechsten Eintrag erzaehle ich dann noch mehr von meiner Woche in Sydney. Und in einer Woche
geht es auch schon wieder nach Hause – ich kann es immer noch nicht
so ganz glauben :D
Ich freue mich auf euch! :)